Obwohl die Herstellung des klassischen Porzellan schon über 100 Jahre zuvor in Europa entdeckt wurde (1710 wurde die Königliche Manufaktur Meißen gegründet), so wurde das „weiße Gold“ erst ab 1840 zur Herstellung von Puppenköpfen verwendet. Bis dahin waren vorwiegend Holzpuppen produziert worden, teils solche aus Wachs und Papiermaché.
Anfangs bestanden die Porzellanköpfe ausschließlich aus glasiertem Porzellan („China head“), der Körper der Puppe hingegen war noch aus Stoff oder Leder genäht. Erst ab 1860 lassen sich Puppen mit einem Porzellankörper finden. 1842 erfindet die englische Manufaktur Copeland ein neues Verfahren Porzellan mit matter, marmorähnlicher Oberfläche herzustellen: Parian. Ob es sich bei den Porzellanpuppen um Parian handelt, erkennt man schnell daran, dass unbemalte Stellen weiß sind. Ist dies nicht der Fall und Köpfchen und Arme der Puppe weisen einen leicht rosafarbenen Teint auf, so handelt es sich um Biskuitporzellan. Parianpuppen tragen zudem aufmodellierte Haare, Schleifen, Blumen und Hüte. Ihre Augen sind aufgemalt und bestehen nur sehr selten aus eingesetzten Glasaugen. Die Ohren sind durchstochen. Biskuitporzellanpuppen kommen zwischen 1860 und 1870 in Frankreich auf und verdrängen recht schnell Parianpuppen. Ab 1878 werden sie in Frankreich und Deutschland serienmäßig produziert. Sie wollen ihre Porzellankopfpuppe verkaufen oder möchten sich von einem Teil ihrer Sammlung trennen? Wir interessieren uns für alle drei Porzellantypen und freuen uns über jeden Anruf! Unsere Angebotserstellung erfolgt diskret und fair. Der Ankauf erfolgt in bar.
Die meisten Biskuitporzellanpuppen haben einen offenen Kopf, der mit Pappe oder Kork verschlossen und unter der Perücke (Fell-, Echthaar- oder Mohairperücke) verdeckt ist. Dies war nötig um die Glasaugen und Zähne einsetzen zu können. Bei Rundkopfpuppen („bald head“) wurden sie von unten eingesetzt. Des Weiteren unterscheidet man zwischen vier Kopftypen: Erster ist der Brustblattkopf („shoulder head“), bei dem Kopf und Schulter fest mit einander verbunden und dadurch unbeweglich sind. Der Kurbelkopf („socked head“) endet mit dem Hals im Körper, wird von innen befestigt und ist folglich drehbar. Ebenfalls drehbar ist der Kurbelbrustkopf („swivel head“), der nicht wie beim vorherigen direkt am Körper befestigt ist, sondern an einer Brustplatte. Der vierte Typ ist der Ringhalskopf („Einbindekopf“), dessen Hals breit ausläuft und mit Hilfe von Schnüren an den Stoffkörper gebunden wird. Er ist nicht beweglich. Augen wurde häufig aufgemalt oder in Form von Glasaugen eingesetzt. Letztere waren entweder feststehend oder beweglich. Der Mund war anfänglich ausschließlich geschlossen. Spätere Biskuitpuppen weisen meistens offene Münder teils mit Zähnchen auf. In der Formgebung gibt sehr viele verschiedene Variationen, die häufig auch auf den Hersteller hinweisen.
Der Puppenkörper kann unterschiedliche Materialien aufweisen, so beispielsweise Holz, Mischmasse/Composition, Stoff, Leder und Porzellan. Die Puppenkörper waren zudem oft mit acht oder zehn Gelenken versehen. Seit 1870 (in Frankreich) bzw. 1880 (in Deutschland) wurden Kugelgelenke verwendet, welche eine noch bessere Beweglichkeit der Puppenglieder ermöglichte.
Gekleidet waren die Puppen der jeweiligen Zeit entsprechend modisch. Die ständig wechselnden Moden der Frisuren helfen heute beim Datieren. Zeitgenössische Darstellungen zeigen, dass die Puppen der kleinen Mädchen ein Abbild der Erwachsenenwelt waren. Die jungen Frauen wurden durch sie auf ihre spätere Rolle herangeführt und dazu ermuntert den Alltag der Erwachsenen en miniature nachzuempfinden. Kindliche Puppen bzw. bébés gab es erst ab 1870. Um 1900 kamen schließlich die Charakterpuppen auf, die erstmals Ausdruck und Launen zeigten.
Im Laufe des 19. und 20. Jahrhunderts entstanden zahlreiche Firmen, die sich der Herstellung von Porzellanpuppen widmeten. Neben Alt, Beck & Gottschalk, Gebrüder Ohlhaver, Prouza Wenzel, Porzellanfabrik Mengersgereuth, Hertel, Schwab & Co, Kling & Co, Carl Bergner, Emile Barrois (u.a.) interessieren wir uns auch für Puppen folgender Marken:
J.D. Kestner jun.
1805 von Johann Daniel Kestner gegründet, gilt die Fabrik als Begründer der weltbekannten Waltershausener Puppenindustrie. Kestner war auch der erste Spielzeugfabrikant, der seine Kollektion auf der Leipziger Mustermesse vorstellte. 1867 übernahm sein Enkel Adolf Kestner das Unternehmen. Anfänglich wurden die Porzellanköpfe und –glieder in der angeschlossenen Porzellanfabrik in Ohrdruf angefertigt. Die Puppenkörper bestanden aus Lederbälgen. Ab 1860 stellte die Firma ganze Biskuitpuppen her. Die Puppen sind meistens mit den Buchstaben „J.D.K.“, „made in Germany“ und mit der Ziffer der Kopfgröße gekennzeichnet.
Gebrüder Heubach
Ab 1820 leiteten Christoph und Philipp Heubach eine Puppenwerkstatt in Lichte, Thüringen. 1840 erwarben sie eine Porzellanfabrik und stellten fortan Porzellanköpfe und –gliedmaßen her. Die Köpfe sind ab 1882 mit der eingetragenen Schutzmarke „Sonne am Horizont“ signiert. Ab 1911 vergab man Aufträge an Künstler individuelle Charakterköpfe zu entwerfen. Zwei bekannte aber seltene Puppen sind „Einco“ und „Pfeifer – letzterer konnte durch eine angebaute Stimme pfeifen. Die Firma hat nichts gemein mit dem Porzellanpuppenhersteller Ernst Heubach in Köppelsdorf, Thüringen.
Simon & Halbig
Das Unternehmen war ursprünglich 1869 als Porzellanmanufaktur gegründet worden. Wilhelm Simon, Teilhaber der Spielwarenfabrik Simon & Co, die Puppenkörper herstellte, suchte nach einer Fabrik zur Herstellung der Porzellanpuppenköpfe und fand sie in der Porzellanmanufaktur Halbig. Die Herstellung lag fortan bei Halbig, das Montieren bei Simon. Ab 1880 wurde das Aussehen der Puppen realistischer, unter anderem dadurch, dass das aufgemalte Haar durch Perücken ersetzt wurde. Zum Beginn des 20. Jahrhunderts wurden schließlich auch farbige Puppen hergestellt.
Heinrich Handwerck
Gegründet wird die in Waltershausen bei Gotha befindliche Firma „Heinrich Handwerck“ 1876. Sie spezialisiert sich schon früh auf Kugelgelenkpuppen. Berühmte Puppentypen sind „Bébé Cosmopolité“ (1895), „Bébé Reclamé“ (1898) und „Bébé Superior“ (1913). Neben den Schlafaugen besitzen die Puppen Gelenke am Hals, Schultern, Ellenbogen, Handgelenken, Hüfte und Knien. Die Köpfe sind von der Firma Simon & Halbig angefertigt worden. 1902 wird Handwercks unter Beibehaltung des Namens von Kämmer & Reinhardt übernommen. Ab 1910 wurden Charakterpuppen mit Gelenken angeboten. 1912 kommen solche in heimatlichen und fernasiatischen Trachten hinzu. Charakterbabys vertrieb die Firma ab 1914. Der Sohn Heinrich Handwercks übernimmt die Firma eigenständig ab 1921. Unter ihm werden Puppen eingeführt, deren Augen sich auch seitlich bewegen können.
Kämmer & Reinhardt
Gegründet wurde die Puppenfabrik in Waltershausen 1886. Die künstlerische Leitung hatte ihr Eigentümer Ernst Kämmer inne. Nach seinem Tod übernahm dies Karl Krauser. In Eigenproduktion wurden die Puppenkörper entworfen und hergestellt. Die Porzellanköpfe bezog man von Simon & Halbig. Dies ist auch aus dem Markenzeichen ersichtlich. Eine Puppe trägt neben dem hauseigenen „K & R“ mit sechseckigem Stern auch den Schriftzug „Simon & Halbig“. Ab 1909 wurden Künstler beauftragt Charakterpuppen zu entwerfen.
Armand Marseille
1884 kaufte der Sohn französischer Hugenotten im thüringischen Sonneberg eine Spielzeugfabrik, ein Jahr später noch eine Porzellanfabrik hinzu. Allerdings stellte Marseille erst 1890 seinen ersten Biskuitporzellankopf vor. 1886 hatte er mit Puppenfabrik Ernst Heubach fusioniert. Ab 1919 nannte sich die Firma schließlich „Vereinigte Köppelsdorfer Porzellanfabrik“. Armand Marseille stellte sowohl billige Puppen als auch teure Charakterpuppen her. Sie sind in der Regel mit „A.M.“ oder mit dem vollem Namen gemarkt.
Jumeau
In den 1840er in der Nähe von Paris gegründet stellte Pierre François Jumeau anfänglich nur Papiermaché-Puppen her. Ende der 1850er Jahre wurde die Produktion auf glasiertes Porzellan umgestellt, wenig später dann auf Biskuit. Die Firma produzierte sehr hochwertige Porzellanpuppen und ihre poupees de mode (modische Erwachsenenpuppen) und bébés (Kinder- Puppen) wurden weltweit bekannt. 1874 übernahm Emile Louis Jumeau die Firma und führte sie bis 1899 weiter als alle französischen Porzellanpuppenfabriken gezwungen wurden sich auf Grund der hohen Konkurrenz aus Deutschland zur „Société Française de Fabrication de Bébés et Jouets“ (SFBJ) zusammen zu schließen. Die Puppen sind in der Regel mit einer Nummer markiert und tragen nur selten den Firmenstempel.
François Gaultier
François Gauthier gründete das Unternehmen 1860 in Saint Maurice, nahe Paris. 1875 beantragte er die Namenänderung in „Gaultier“. Die Fabrik stellte poupees de mode und ab 1879 bébés her, daneben kleine ganzheitliche Biskuitporzellanpuppen und Puppenglieder. Sie belieferte damit an die 50 französische Porzellanpuppenfabriken. 1882 stieg Eugene Gaultier mit ins Geschäft ein, wodurch sich der Firmenname zu „Gaultier & Fils Ainé“ änderte. 1885 übernahm Emile-Jules Gaultier das Unternehmen, wodurch es zu „Gaultier Frères“ wurde. 1899 erfolgte der Zusammenschluss zur SFBJ.
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